Brandauer Heimatfreunde auf der Suche nach vergessenen Böhmischen Gasthäusern

Gasthaus Maiblume in Oberleutensdorf - Brandauer Heimatfreunde
Gasthaus Maiblume in Oberleutensdorf - Brandauer Heimatfreunde

Brandauer Heimatfreunde auf der Suche nach vergessenen Böhmischen Gasthäusern

Gasthaus Maiblume in Oberleutensdorf - Brandauer Heimatfreunde

Gruß aus Oberdorf bei Oberleutensdorf

Da hält man eine Postkarte in der Hand, die weit gereist ist, aus einem kleinen Ort im Böhmischen Erzgebirge nach Leutzsch bei Leipzig.
Einige ihrer kleinen Geheimnisse wird sie uns auch heute noch erzählen können, nach inzwischen 120 Jahren. So ging sie im Jahre 1904 auf die Reise, aus dem „Gasthaus zur Maiblume“ in Oberdorf bei Oberleutensdorf. Genau drei Tage danach war sie auch schon angekommen, beim Kirchenmusiker A. Haufe in Leutzsch bei Leipzig.

Wer hätte geahnt, daß dessen damals 5jähriger Sohn Friedrich Hermann Haufe (geb. am 2. März 1899 in Leutzsch, gest. 19. September 1970 in Leipzig mal ein berühmter Pfarrer und Theologe wird … und der Enkel Christoph Michael Haufe (geb. 18. Mai 1932, gest. 19. Februar 2011) Theologieprofessor und sogar Domherr zu Meißen?

Oberdorf bei Oberleutensdorf (auch manchmal Ober Leutensdorf geschrieben) ist eine kleine Ansiedlung am Südhang des Erzgebirges, nur wenige Kilometer nördlich von der heutigen Stadt Litvinov gelegen. Leutensdorf war damals im Bezirk Brüx. Oberdorf heißt heute Horni Ves.

Ein wichtiges Geheimnis mußte und wollte ich erfahren:

Existiert dieses Haus heute noch?
Wenn ja, wo hat es gestanden?
Kann man es heute noch erkennen?

Ein Blick aus der Vogelperspektive gab nur wenig Aufschluß.
Also, hinein ins Abenteuer.

 

Mit der Postkarte im Gepäck machte ich also auf den Weg, von Deutscheinsiedel den Berg hinab nach Horni Ves.
Angekommen, das Auto abgestellt, ging es hinein ins kleine Dorf in Böhmen.
Am diesem sonnigen Tag traf ich tatsächlich viele Einheimischen in ihren Gärten und beim Spaziergang.
Mutig sprach ich die Leute an, natürlich auf tschechisch. Alle waren sie freundlich und interessiert. Wo das Gasthaus aber einst gestanden haben mag, das konnte mir allerdings niemand sagen.
Fast schon ein wenig resigniert darüber, daß die Postkarte vom „Gasthaus zur Maiblume“ wohl ihr kleines Geheimnis nicht mehr preisgeben würde, lief ich zurück, aus dem Dorf hinaus in Richtung Auto. Ein modern saniertes Haus ließ mich noch einmal aufblicken. Konnte es womöglich dieses Haus gewesen sein?
Für mich gab es nur noch die eine Chance: Klingeln und warten was passiert.
Tatsächlich öffnete sich die Haustür.
Eine ältere, freundliche Dame, Frau Krausova, die natürlich kein Wort deutsch verstand und sprach, kam heraus, schaute auf die Postkarte und sagte. „Dieses Gasthaus kenne ich! Da ha mein Großvater als Koch gearbeitet. Das war in den 50er Jahren.
Da hieß das Gasthaus einfach „Hospoda Nova Ves“ Ab den 60er Jahren war es ein Wohnhaus. Ja, und heute steht es leer.“
Die Frau erklärte mir, wo es sei.
Da ich das nicht richtig begriff, ging sie mit mir einen viertel Kilometer des Weges und zeigte mir ein altes verlassenes Haus mit verwildertem Garten bei dem klar gewesen ist: Das ist das gesuchte Gasthaus „Zur Maiblume“.

.

Die freundliche alte tschechische Frau verabschiedete sich und ging nach Hause.
Ich wußte, dank meiner einfachen tschechischen Sprachkenntnisse hatte
ich mein Ziel erreicht. Jetzt weiß ich:
„Zur Maiblume“ existiert noch.
Das Geheimnis ist gelüftet.
Das alles wäre nicht möglich gewesen, ohne meinen tschechischen Freund Vladan Reňák.

Text und Fotos: Steffen von Brandau
Brandauer Heimatfreunde

veröffentlicht bei:
https://brandauer-heimatfreunde.de/das-gasthaus-maiblume-in-oberleutensdorf-oberdorf/

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